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Home >> Züchter - Tipps >> Tiere kaufen mit oder ohne Papiere?- Teil 2

Zuchtvoraussetzungen und Pflichten organisierter und nicht organisierter Züchter im Vergleich

Zuchtvoraussetzungen Pflicht für organisierte Züchter? (Jungtiere mit Abstammungspapieren) Pflicht für nicht organisierte Züchter?(Jungtiere ohne Abstammungspapiere)
Artgerechte Ernährung der Tiere Pflicht? Ja

Am Äußeren der Tiere und an ihren Ausscheidungen kann die Qualität und Quantität der Ernährung abgelesen werden. Entsprechende Empfehlungen erteilt der Zuchtverband.

Pflicht? Ja

Mindestverpflegung muss naturgemäß sein. Das sagt aber nichts darüber aus, ob das Futter ausreichend und hochwertig ist. Niemand kontrolliert es. Allenfalls Sie als Käufer sehen den Zustand der Tiere. Vermeiden Sie Mitleidskäufe, wenn die Tiere "verhungert" aussehen, was natürlich nicht sein muss!

Pflege der Tiere Pflicht? Ja

Ungepflegte, verwahrloste Tiere erlangen in einem Zuchtklub keine Zuchttauglichkeit. Eine durchgängige Prüfung ist freilich schwierig. Dazu dienen aber die Wurfbesichtigungen beim Züchter vor Ort und die Zuchtveranstaltungen, an denen jeder Züchter vor dem Zuchteinsatz seines Tieres teilnehmen muss.

Pflicht? Nein

Es gibt -wie immer- gute und schlechte Beispiele. Eine Kontrolle des Pflegezustandes erfolgt nicht. So können Ihnen bei nicht organisierten oder Massenzüchtern ausgesprochen bemitleidenswerte Geschöpfe begegnen, die mit Sicherheit in ihrem Leben noch keine Pflege gesehen haben.

Schaffung geeigneter, kontrollierter Haltungsbedingungen zur gesunden Aufzucht des Nachwuchses. Pflicht? Ja

Ohne geeignete Grundbedingungen darf in einem Zuchtverband nicht gezüchtet werden.

Pflicht? Nein

Die Züchter schaffen die Grundbedingungen auf freiwilliger Basis (oder eben auch nicht). Lassen Sie sich auf jeden Fall die Zuchtanlage und die Aufzuchtzimmer zeigen. Wer Ihnen keinen Einblick gewährt, hat etwas zu verbergen.

Einhaltung von Hygienestandards Pflicht? Ja

Bei Besichtigungen der Zuchtanlage und Wurfabnahmen werden die hygienischen Verhältnisse kontrolliert. Auch unangekündigte Besuche von Vertretern des Klubs sind möglich.

Pflicht? Nein

Es bleibt dem Züchtern überlassen, ob er seine Tiere unter hygienisch einwandfreien Bedingungen hält.

In vielen Fällen bekommt man katastrophale Haltungsbedingungen zu sehen. Kaufen Sie kein Tier aus solchen Verhältnissen.

Einhaltung einer Mindestgröße für Aufzuchträume und Ausläufe. Pflicht? Ja

In den Zuchtverbänden gibt es strenge Vorschriften für die Mindestgröße und Ausstattung der Räumlichkeiten und Zuchtanlagen. Diese sind so angelegt, dass die jeweilige Tierart und Rasse darin gut gehalten werden kann.

Pflicht? Nein

Es obliegt dem Züchter selbst, ob er entsprechende Aufzuchträume und Ausläufe einrichtet. Gerade in Massenzuchtanstalten müssen sich oft viele Tiere kleine, schmutzige Boxen teilen und sehen zum Teil nie Tageslicht, weil sie der Einfachheit halber in Scheunen, Kellern und ähnlichen Gebäuden gehalten werden. Ein trauriges Los, dass Sie nicht durch einen Mitleidskauf unterstützen sollten!

Schaffung geeigneter Lichtverhältnisse in den Aufzuchträumen Pflicht? Ja Pflicht? Nein
Gesundheitsvorsorge für alle Tiere der Zucht, incl. Impfungen, Entwurmungen, Parasitenbekämpfung etc.. Pflicht? Ja

Ohne die notwendigen Impfungen, Entwurmungen und anderen Prophylaxemaßnahmen ist schon der Besuch einer Zuchtschau nicht möglich. Jungtiere werden vom Zuchtverband keine Abstammungspapiere ausgestellt bekommen, sofern der Züchter keine Grundimmunisierung und Gesundheitsvorsorge für die Jungtiere nachweisen kann.

Pflicht? Nein

Da die teilweise recht teueren Impfungen etc. nicht vorgeschrieben sind, führen viele nicht organisierte Züchter sie nicht durch. Teilweise bekommt man Jungtiere mit gefälschten Impfausweisen. Aufpassen!

Veterinärmedizinische Untersuchungen auf Erbkrankheiten, ggf. Gentests, zur Erhaltung der Gesundheit der Rasse.

Beispiele:

HD (Hüftgelenksdysplasie, PRA (Progressive Retina Atrophie des Auges), ED (Ellenbogendysplasie), Allergien, Lebershunt, Entropium (eigerolltes Augenlid), Patellaluxation (Kniescheibe ausgerenkt) etc.

Pflicht? Ja

Organisierte Züchter lassen an ihren Tieren die erforderlichen Tests durchführen, bevor diese zur Zucht eingesetzt werden. Betroffene oder genetisch belastete Tiere werden nicht zur Zucht eingesetzt. Diese Maßnahmen verbessern die Rassegesundheit.

Pflicht? Nein

Diese Untersuchungen sind sehr sinnvoll, aber auch teuer. Züchter "ohne" Papiere lassen solche Untersuchungen in der Regel nicht durchführen oder züchten sogar mit Tieren, denen ein schlechter Befund bescheinigt wurde. Geben Sie acht, dass Sie Nachwuchs von gesunden Elterntieren kaufen und lassen Sie sich die Unterlagen der Tierkliniken zeigen. Sie laufen sonst große Gefahr, ein krankes Tier zu bekommen.

Begrenzung der Anzahl der Zuchttiere oder zu haltenden Tiere, wenn die räumlichen Bedingungen für mehr Tiere nicht geeignet erscheinen. Pflicht? Ja

Viele Zuchtverbände begrenzen die Haltung der Tiere pro Züchter, wenn diese Maßnahme angemessen ist. Auch der Zeitfaktor und die Anzahl der zur Pflege der Tiere vorhandenen Personen werden zur Beurteilung herangezogen.

Pflicht? Nein

Da Kontrollorgane fehlen, kann jeder Züchter unbegrenzt viele Tiere halten. Dabei spielt es keine Rolle, ob genügend Möglichkeiten vorhanden sind, um eine vertretbare Aufzucht und Haltung zu gewährleisten.

Zucht nur mit zuchttauglichen Tieren (Anatomie, Gesundheit, Wesen), Absolvierung von Zuchtprüfungen/Körungen Pflicht? Ja Pflicht? Nein

Oft genug werden Tiere zur Zucht eingesetzt, die aus gewichtigen Gründen die Zuchtprüfung im Zuchtverband nicht bestanden haben. Das sollte jeden Käufer bedenklich stimmen, denn mangelhafte Eigenschaften vererben sich.

Zuchtausschluss bei ein- oder mehrfacher Vererbung grober Erbfehler Pflicht? Ja

Das ewig Menschliche spielt hier natürlich mit hinein: Nicht alle Misserfolge werden angezeigt. Trotzdem werden sich Züchter überlegen, mit solchen Tieren weiter zu züchten, denn in einem Klub bleiben Erbfehler in einer Linie nicht unbemerkt.

Pflicht? Nein
Begutachtung des Nachwuchses durch geschultes Personal beim Züchter vor Ort Pflicht? Ja

Über diese Kontrollbesuche wird in der Regel Protokoll geführt. Die Beurteilung können Sie beim Züchter einsehen.

Hierbei aufpassen! Nicht alle Klubs schreiben diese Kontrolle vor, obwohl sie sehr sinnvoll ist. Züchter, die ihre Abstammungsnachweise quasi ohne Ansicht des Nachwuchses beim Klub per Telefon bestellen können, führen keine wirklich kontrollierte Zucht!

Pflicht? Nein

Es erfolgt keinerlei Kontrolle der Jungtiere. Sie müssen sich auf die sicher "blumigen" Versprechungen des Züchters verlassen.

Einsatz der am besten passenden Zuchttiere für eine Verpaarung, auch wenn der Zuchtpartner sehr weit weg oder im Ausland steht (Blutauffrischung zur Vermeidung von Inzuchtdegeneration). Pflicht? Ja

Natürlich hat nicht jeder organisierte Züchter den Enthusiasmus, weiteste Wege auf sich zu nehmen. Grundsätzlich sind aber alle Züchter durch die Zuchtvorschriften gezwungen, starke Inzucht zu vermeiden und passende Verpaarungen durchzuführen. Der Nachwuchs muss qualitativ den Zuchtvorschriften entsprechen, da sonst die geplante Fortführung der Zucht in Gefahr ist.

Pflicht? Nein

Nicht organisierte Züchter sind, sofern sie überhaupt Inzucht vermeiden wollen, auf Verpaarungspartner für ihre Tiere angewiesen, die ihnen von den Besitzern freiwillig zur Verfügung gestellt werden. Das sind oft nicht die qualitätsvollsten Tiere, denn Besitzer eines wirklich schönen, ausstellungsfähigen Tieres züchten damit organisiert. Im Zuchtverband organisierte Züchter verkaufen in der Regel auch ungern oder überhaupt keine Tiere an „Vermehrer“, da das ihrem Ruf schadet. So ist die Zuchtbasis zu eng begrenzt.

Prüfung der züchterischen Voraussetzungen und Kenntnisse des angehenden Züchters, Schulungen, Weiterbildungen, Literaturstudium Pflicht? Ja

Schulungen sind nicht überall Pflicht, der Erwerb entsprechender Kenntnisse über Literatur- Studium wird aber im Gespräch mit Fachleuten geprüft.

Pflicht? Nein

Es bleibt dem Züchter überlassen, sich die nötige Vorbildung zu verschaffen.

Mitgliedschaften in Zuchtverbänden Pflicht? Ja Pflicht? Nein
Begrenzung der Anzahl an Würfen bzw. Nachwuchs pro Muttertier und Einhaltung von sinnvollen Zuchtpausen Pflicht? Ja Pflicht? Nein

Oft werden die Muttertiere viel zu häufig zur Zucht eingesetzt und dabei gesundheitlich überstrapaziert. Solche Mütter bringen natürlich auch keinen robusten, kräftigen Nachwuchs.

Anmerkung zur Tabelle:

Die Tabelle wurde an die Zuchtregeln von Hunde- und Katzenvereinen angelehnt, die entsprechende Voraussetzungen von ihren Züchtern fordern. Kleine Abweichungen in dem einen oder anderen Punkt kann es bei den einzelnen Klubs geben. Vieles lässt sich auch auf die Zucht von Rassetieren anderer Tierarten übertragen, die ebenso strengen Reglements unterliegen.

Fazit: Jeder einzelne dieser Pflichtpunkte dient nicht der Schikane und Kontrolle des organisierten Züchters, sondern hat gesunden, anatomisch einwandfreien und wesenstarken Nachwuchs zum Ziel. Nur in einem erstklassigen Umfeld können sich Jungtiere wunschgemäß entwickeln. Allein der Einsatz gesunder, anatomisch einwandfreier Eltern lässt auf ebensolchen Nachwuchs hoffen. Gut geschulte Züchter sind in der Lage, die Jungtiere so aufzuziehen und zu sozialisieren, wie sie es für ihr künftiges Leben brauchen. Alle diese Pflichten sind für den organisierten Züchter mit einem enormen Aufwand an Zeit und Geld verbunden. Es ist ihm nicht möglich, seinen Nachwuchs zum Schnäppchenpreis zu vergeben. Selbstverständlich können Sie auch mit einem Tier vom organisierten Züchter Pech haben, denn wir haben hier mit Lebewesen zu tun. Dabei läuft nicht immer alles auf dem gut geplanten Weg. Aber dieser Fall wird wesentlich seltener eintreten.

Nicht organisierte Züchter, die annähernd den gleichen Aufwand betreiben wollen, stellen schnell fest, dass sie dann ihre Preise nach oben anpassen müssten. Dann wiederum fehlen die Abnehmer. Also wird gespart- an welchen Punkten auch immer. Oder aber die Quantität der Jungtiere muss es bringen. Aber unzureichende Elterntiere und schlecht versorgte Jungtiere sind nun mal die ersten Kandidaten für eine lange Tierarztrechnung oder den Tierpsychologen. Ihr Schnäppchen könnte am Ende sehr teuer werde!

Es gibt eine Ausnahme, die zumindest zeitweilig eine Zucht ohne Papiere rechtfertigt: Der Erhalt alter, sehr seltener Rassen. Einige Züchter haben sich dieser schwierigen Aufgabe verschrieben und scheuen weder Mühe noch Kosten, um solche Tierrassen vor dem Aussterben zu bewahren. Oft ist es ein langer Weg, bis die Zuchtpopulation wieder so zahlreich und vielfältig ist, dass ein Zuchtverband die Rasse offiziell anerkennt und ins Zuchtbuch aufnimmt. Mit Sicherheit kann Ihnen ein Züchter solcher Rassen sehr viel über seine Bemühungen berichten und evt. alte Dokumente, Bücher etc. zur Rasse vorweisen. Er wird Sie vielleicht sogar davon überzeugen wollen, Ihr Tier zur Zucht zur Verfügung zu stellen, eben weil es so schwierig ist, eine breite Zuchtpopulation aufzubauen. Natürlich gibt es auch neue Rasse- Neuschöpfungen. Doch damit sollten Sie sehr vorsichtig sein. Viele dieser "neue Rassen" sind nichts anderes als geplante oder ungeplante Mischlingsverpaarungen. Hier werden Ihnen mit schönen Worten und zu teilweise horrenden Preisen Tiere verkauft, die keineswegs planmäßig gezüchtet wurden.

Ihnen wird nun klar geworden sein, dass es bei Züchtern ohne Papiere in der Regel nicht nur darum geht, die Klubkosten zu sparen, sondern man will sich einfach sehr viele notwendige Aufwendungen, sei es Zeit, Arbeit oder Geld, sparen und sich nicht dem strengen, sinnvollen Reglement eines Klubs unterwerfen.

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